Streuobstwiese beim Spielplatz am Lärchenweg in Neufinsing: Wählergruppe unterstützt Gartenbauverein!

Im Frühjahr 2019 hatte unser Gemeinderatskandidat und Schriftführer beim Gartenbauverein, Sepp Höschl die Idee, die große gemeindliche Grünfläche am Spielplatz Ziegler-Lärchenweg durch die Pflanzung von Hochstamm-Obstbäumen und Anlage einer Blühfläche aufzuwerten. Der Vorschlag wurde von Bgm. Kressirer, dem Gemeinderat und der Verwaltung sofort unterstützt und die Kostenübernahme für das Pflanzmaterial zugesagt. Mittlerweile liegt auch die Zustimmung des Leitungsbetreibers der 110 KV-Leitung vor, die in ausreichender Höhe über das Gelände nördlich des Spielplatzes führt. Vor Kurzem wurden bereits die Baumstandorte mit Pflöcken markiert, weil noch die genaue Lage eines entlang dem Isar-Kanal verlaufenden 20 KV-Erdkabels ermittelt und gegebenenfalls Baumstandorte verschoben werden müssen.

Falls nicht noch ein später Wintereinbruch dazwischen kommt, soll die Pflanzaktion des Gartenbauvereins, für die noch freiwillige Helfer gesucht werden, am 29. Februar stattfinden. Die Wählergruppe Neufinsing ist dabei!

Los gehen soll es mit einem kurzen Vortrag vom Sepp über Wuchsformen, Sortenauswahl und bei der Baumpflanzung zu beachtende Punkte. Nach dem Pflanzen erfolgt noch der unverzichtbare Pflanzschnitt, auch eine Brotzeit für die Helfer ist eingeplant.

Gepflanzt werden 12 verschiedene altbewährte robuste Apfelsorten, die sich zum Verzehr und zur Verarbeitung zu Apfelsaft und Most eignen. Bei entsprechender Pflege sollten die Bäume eine Lebensdauer von 80 Jahren oder mehr erreichen. Im Zentrum der Fläche unter der Hochspannungsleitung könnte noch eine Blühfläche wie in den Grünstreifen an der Staatsstraße in Neufinsing angelegt werden.


ökologische Bedeutung des Streuobstanbaus:

Der Streuobstanbau, d.h. die Anpflanzung verschiedener Obstsorten am Ortsrand, auf Wiesen und in der Feldflur war früher weit verbreitet. Typisch war die doppelte Nutzung der Fläche – unten Mähwiese oder Viehweide, darüber die mächtigen Kronen der Obstbäume. Die Vielfalt der Sorten war groß, so dass diese optimal an die lokalen Klima- und Bodenverhältnisse angepasst waren und eine natürliche Resistenz gegen Pilzkrankheiten wie Schorf und Mehltau besaßen. Chemische Pflanzenschutzmittel waren unbekannt. Die Bekämpfung von Raupen erledigten die Vögel. Der Befall durch Apfel- oder Pflaumenwickler (Made bzw. umgangssprachlich „Wurm“) in der Frucht war gering und tolerierbar, weil sich diese Insekten am Boden verpuppen und überwintern, wo sie vom freilaufenden Hühnervolk dezimiert wurden. Es wäre der Generation unserer Großeltern auch nicht eingefallen, einen Apfel wegen einem Wurm oder einer kleinen Schadstelle wegzuwerfen. Solche Früchte wurden zu Apfelstrudel oder Apfelmus verarbeitet. Der richtige Schnitt der Bäume war oft Aufgabe der älteren Generation, der Pfarrgarten diente der Sammlung und regionalen Erprobung verschiedenster Sorten, die als einzelne Äste auf andere Bäume veredelt wurden. (siehe Leben und Wirken von Apfelpfarrer Korbinian Aigner https://de.wikipedia.org/wiki/Korbinian_Aigner)

Da Streuobstwiesen mit zunehmendem Alter der Bäume einen immer vielfältigeren Lebensraum (Verbindung von Wiese, Hecke und Wald) darstellen, weisen sie eine sehr hohe Artenvielfalt auf und bereicherten lange Jahrzehnte unsere Landschaft.

Der Rückgang dieser Anbauform ab den 1950-er Jahren hatte mehrere Ursachen. Oft waren die Flächen der baulichen Entwicklung im Weg, bei der Wiesenbewirtschaftung mit größeren Traktoren störten die unteren Äste, so dass diese oft weggesägt wurden. Der Rest vom Baum war dann natürlich noch schwerer zu beernten und die großen Schnittwunden führten durch Fäulnis im Stamm zum Absterben so manchen Baumes.

Seit den 1930-er Jahren setzte für den Erwerbsobstbau auch eine verstärkte Zucht von handelsgerechten Massensorten (z.B. Golden Delicius) ein, bei denen eine natürliche Resistenz kein Zuchtziel mehr war, da die chemische Industrie entsprechende Spritzmittel bereithielt. Da bei der weiteren Züchtungsarbeit das Potential der alten Sorten hinsichtlich Resistenz, Geschmack und Lagerfähigkeit ignoriert wurde, sind viele der heute gebräuchlichen Apfelsorten eng miteinander verwandt, genetisch verarmt und auf intensive Pflanzenschutzmaßnahmen, die nur in Plantagen durchgeführt werden können, angewiesen. Da auch der Wandel von einer Mode-Apfelsorte zur nächsten in immer schnellerer Folge ablief, setzten sich im Erwerbsobstbau Standardsorten auf kleinwüchsigen Unterlagen durch. Diese kommen innerhalb weniger Jahre zu höchsten Erträgen, sind leicht vom Boden aus zu schneiden und zu ernten, werden dann aber oft schon nach 15 Jahren wieder gerodet und ersetzt. Unser ganzjährlich erhältlicher Supermarkt-Apfel kommt mit viel Glück von einer Plantage am Bodensee, öfter wohl aus Südtirol, manchmal aber auch aus Chile oder gar Neuseeland. ABER: was hat z.B. so ein Granny-Smith-Apfel an Geschmack zu bieten? NULL,NULL! Und beim Reinbeißen erinnert er mich mehr an den grünen Dämmstoff namens Styrodur, als an einen Apfel.

Was können wir also tun:
Wegen der zunehmend kleineren Grundstücke werden diese modernen Züchtungen, wenn überhaupt noch Obst“bäume“ gepflanzt werden, auch Einzug in die Hausgärten halten. Andererseits stehen nur mehr wenige Flächen für die Pflanzung großkroniger Obstbäume mit einem Flächenbedarf von ca. 100 m² je Baum und zur Erhaltung alter Sorten zur Verfügung. Mir wäre es daher ein besonderes Anliegen, wenn bei der Planung neuer Baugebiete für notwendige Ausgleichsflächen und/oder Eingrünung am Ortsrand auch die Pflanzung von Obstbäumen in Betracht gezogen werden könnte.

Sepp Höschl